Buch- und Verlagswesen: Engelhorns Roman-Bibliothek

Engelhorns Roman-Bibliothek war eine der großen anthologischen Roman- und Novellenbibliotheken der vorletzten Jahrhundertwende. Und so wie die obere Abbildung sind die roten Leinenbände im kollektiven Gedächtnis der Büchersammler und -wühler abgespeichert. Niemand wird behaupten diese schmalen, roten Ganzleinenbände nicht schon einmal gesehen zu haben.

Bibliographische korrekt heißt die Reihe »Engelhorns Allgemeine Roman-Bibliothek« aus dem Stuttgarter J. Engelhorn Verlag. Die Reihe lief von 1884–1930 in 1042 Bänden [756 Einzelwerken]. Ab 1910 hieß der Verlag dann Engelhorns Nachf. Bibliographisch wurde die Reihe von Robert N. Bloch in seiner Publikation im Eigenverlag 2006 erfaßt.

Interessant ist, daß die Reihe auch in einer luxuriöseren Ausgabe erschienen sein muß, wie folgende Abbildung belegt:


Und selbstverständlich gab es die Reihe als Hardcover in Ganzleinen und als Broschur in etwas einfacherer Ausstattung. Was aber noch viel interessanter ist, sind die Ausgaben, die ab ca. 1910 erschienen sind, denn der Engelhorn Verlag stattete die Bücher der Reihe nunmehr mit farbigen Schutzumschlägen aus, und die Broschuren mit farbigen Deckelbildern. Darunter finden sich auch mehr oder weniger bekannte Gebrauchsgraphiker und Plakatkünstler, die in der Zeit für Engelhorns Roman-Bibliothek tätig waren.

Ein paar Beispiele möchte ich hier vorstellen. Innerhalb dieser bekannten Roman- und Novellenbibliothek sind rund 100 Krimis erschienen:


Ludwig Hohlwein ist wohl der bekannteste Gebrauchsgraphiker und Plakatkünstler, der für Engelhorns Roman-Bibliothek tätig war. Hohlwein hat die meisten Hornung-Titel für Engelhorn getuscht – ebenso den Wodehouse- und den Savage-Titel, und eines Tages fiel mit ein Buch in die Hand, wo fast alle Hornung-Titel privat zusammengebunden waren, das besondere daran: die Originaltitelentwürfe von Hohlwein waren dort auf Aquarellpapier mit eingebunden. Ein herrliches Fundstück, wo man die originale Farbgebung sehen kann. Neben Hohlwein waren damals bei Engelhorn ein gewisser Bungert, ein G. Lebrecht, ein Hoffmann, ein Bertsch, H. R. Erdt, R. Redelsky und ein gewisser »HENRY« tätig, daneben gibt es vermutlich viele weitere Künstler, manche Umschläge sind unsigniert oder die Signaturen sind unlesbar. Und auch eine Bauchbinde habe ich entdecken können:


Vielen Sammlern und Bücherfreunden wird nicht bewußt sein, daß Engelhorns Roman-Bibliothek bereits ab ca. 1910 ihre Bücher mit diesen farbigen Schutzumschlägen ausstattete, auch die ältereren Bücher der Reihe, die neu aufgelegt wurden, erhielten dann eben auch farbige Deckelillustrationen. Naturgemäß sind die Umschläge heute recht selten geworden. Wenn ich neue Umschläge entdecke, stelle ich sie hier ein.

Viel Freude mit diesen Abbildungen!